Forderungen an die Ruhrkonferenz


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

uns allen ist bewusst: Das Bildungssystem muss reformiert werden. Kinder scheitern, ohne dass wir ihnen helfen können. Sie scheitern an den Hürden, an den Übergängen. Oft schon an der ersten. Eltern geraten dadurch unter Druck. Die Beschäftigten in den Bildungseinrichtungen werden aufgerieben.

NRW will Land des Aufstiegs durch Bildung sein!? Und das darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen!?

Wer Armutskreisläufe durchbrechen, potenzialorientiert und integriert handeln will, muss Kindertagesstätten, Schulen, Kinder- und Jugendhilfe, … entsprechend aufstellen!

Und schon sind wir bei der Ruhrkonferenz der Landesregierung. Zum Auslaufen der Steinkohleförderung wurde eine Ruhrkonferenz angekündigt. Leise Hoffnungen auf ein Maßnahmenbündel für den weiteren Strukturwandel im Ruhrgebiet sind jetzt schon krass enttäuscht:

• Angekündigt werden – ein weiteres Mal – beste Bildungschancen unabhängig von Ort und Herkunft. Geliefert werden einige Talentschulen.

• Lehrermangel: Es sind zunächst die Grundschulen, dann die Schulen der Sekundarstufe I, an denen er sich verschärft. Und im entsprechenden Themenforum der Ruhrkonferenz von Ministerin Gebauer wird dezent gefragt: „Wie gelingt es durch mehr Kooperation und intelligente Vernetzung, mehr Lehrerinnen und Lehrer für das Ruhrgebiet auszubilden?“

Die Region, unsere Stadt benötigt einen weiteren Schub – oder: „Es ist Zeit, in die Offensive zu gehen!“ Das war übrigens das Motto einer Großveranstaltung am 20. und 21. September 2018 in der Philharmonie in Essen. Der Regionalverband Ruhr, RuhrFutur und TalentMetropole Ruhr wollten eine Initiative starten, um die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in der Region gezielt zu verbessern. Der Kongress sollte den Auftakt eines gemeinsamen Prozesses markieren, und „die Metropole Ruhr als innovative Bildungs-und Wissensregion positionieren“.

Die Ergebnisse des Kongresses sollten in die Ruhrkonferenz einfließen … Und was ist daraus geworden?

Einerseits proklamiert Ministerin Gebauer: „Wir sind der Überzeugung, dass alle Kinder und Jugendlichen Talente haben. Schulen mit besonderen Herausforderungen wollen wir ermöglichen, den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft und den Einkommensverhältnissen des Elternhauses zu entkoppeln.“

Und was ist bisher dabei herausgekommen? Eine Expertenjury hat zum 01. Februar 2019 über das Land verteilt 35 Talentschulen ausgewählt – FÜNFUNDDREISSIG flächendeckend für ganz NRW!

In unserer Stadt sind die Gesamtschulen Horst und Ückendorf dabei, das Ricarda-Huch-Gymnasium und das Berufskolleg Königstraße.

Wir freuen uns mit den Kindern, Jugendlichen, Beschäftigten, welche sich an dem „Schulversuch“ beteiligen werden. Doch was ist mit den anderen Bildungseinrichtungen unserer Stadt? Sie brauchen dringend Rahmenbedingungen, mit denen alle Kinder gefördert, gefordert, allen die Teilhabe ermöglicht wird. Viele junge Menschen benötigen Personen, die ihnen zur Seite stehen und ihnen wertschätzend Wege eröffnen, um ins gesellschaftliche Leben zu finden, zurück zu finden.

Diese Präventionskette – von der Kita bis zum Beruf – wäre ein Durchbruch. DAS wäre die große Offensive! „Bildung gegen Spaltung“ – denken wir weiter, mit Ausrufezeichen:

• Einführung der Schulpflicht mit 4 Jahren!

• Schulkitas, die die Kinder ab 4 Jahren zur Schulreife fördern und unterstützen!

• Ausbau und Ergänzung der vorhandenen Präventionsketten!

• Weg von der Qualitätsanalyse als zermürbende Anforderung, hin zu einem Ressourcensteuerungsinstrument!

• Vergleichsarbeiten als eine Grundlage für Ressourcensteuerung, statt Druckinstrument zu sein!

• Ein Bewertungssystem, das nicht mehr ausschließt, sondern das Potenzial bzw. die Kompetenzen des jungen Menschen zum Ausdruck bringt!

• Unterstützungssysteme für die Beschäftigten an den Schulen: So ist z.B. bei Gewaltexzessen, massiven Unterrichtsstörungen und anderen Vorfällen oftmals sofortige Hilfe bzw. Unterstützung erforderlich! Betroffenen Kinder, Jugendliche, Beschäftigte müssen professionell begleitet werden können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es braucht Eure/ Ihre Unterstützung, gewerkschaftliche Forderungen und Gedanken noch stärker in die öffentliche Diskussion zu bringen. Ihr seid herzlich eingeladen, Teil unserer GEWerkschaftsbewegung zu werden.

Glück auf! Euer/ Ihr
Lothar Jacksteit